Kultur – Kunst und Leben der Paula Modersohn-Becker
(kru) Im November jährt sich zum hundertsten Mal der Todestag von Paula Modersohn-Becker. Die zu Lebzeiten unbekannte Malerin verstarb im Alter von nur 31 Jahren und hinterließ dennoch ein umfangreiches Werk.
Einen facettenreichen Blick auf diese Biographie bietet die Publizistin Barbara Beuys mit ihrem neuen Buch „Paula Modersohn-Becker oder: Wenn die Kunst das Leben ist“. Am Freitagabend war sie zu Gast in der Buchhandlung Decius. Ein zahlreiches Publikum war gekommen, um mehr über das Leben dieser bedeutenden Künstlerin in Erfahrung zu bringen.
15 Sachbücher hat Beuys mittlerweile geschrieben, beispielsweise über Widerstandskämpfer während des NS-Regimes oder über jüdisches Leben in Europa. In den vergangenen Jahren waren es ausschließlich Biografien bedeutender Frauen. Annette von Droste-Hülshoff hat sie porträtiert, ebenso Hildegard von Bingen.
Beim Schreiben von Biografien ist es ihr wichtig, gesteht Barbara Beuys zu Beginn, „etwas Neues zu bringen“. Während man in Modersohn-Becker allgemein eine norddeutsche, depressive Frau sieht, ist sie für Beuys eigentlich eine Großstädterin und elegante Sächsin gewesen. Anhaltspunkt ist Modersohn-Beckers Kindheit in Dresden. „Zwölf Jahre eines Lebens sind eine lange Zeit. Zumal die ersten“ heißt es in dem Buch.
Dieser Ansatz ist nicht neu. Denn spätestens seit Sigmund Freuds „Eine Kindheitserinnerung des Leonardo da Vinci“ wird der Kindheit des Künstlers besondere Aufmerksamkeit geschenkt. So soll Modersohn-Becker einerseits eine „fröhliche, eine bunte Kindheit“ und andererseits eine „träumerisch-tränenreiche Kindheit“ gehabt haben. „Kinderjahre, die sie prägten und die sie mitnahm ins spätere Leben“, so die Schlussfolgerung.
Beuys ist in ihrem Buch und auch in ihrem Vortrag eine äußerst selbstbewusste Autorin, die gezielt an der Revision des gängigen Modersohn-Becker-Bildes arbeitet. Durch diese starke Fürsprache gelingt es ihr besonders gut, Modersohn-Becker in das geistig-kulturelle Klima der Jahrhundertwende einzuordnen und ihren Pioniercharakter in der Kunst herauszuarbeiten. Sie beschreibt nicht nur, dass Modersohn-Becker zur selben Zeit wie Picasso Kinder malt oder sich als erste Künstlerin im Akt porträtiert. Zuweilen fehlt ihr die kritische Distanz und sie tritt als bedingungslose Anwältin auf. Spekulativ sind beispielsweise die Versuche, das Privatleben der Künstlerin zu deuten. Und hier ist man froh, wenn die Künstlerin Modersohn-Becker sich möglichen Deutungen verschließt.
Warum sie nichts unternommen hat, um ihre Bilder zu verkaufen und an die Öffentlichkeit zu treten, kann Beuys nur vermuten. Auch ob Modersohn-Becker in Paris Kontakt zu anderen Künstlern hatte, ist nicht bekannt. Aber gerade diese weißen Flecke in der Biografie lassen Modersohn-Becker sehr lebendig erscheinen.
Dieser Text erschien am 07.05.2007 in der "Hildesheimer Allgemeine Zeitung"
Einen facettenreichen Blick auf diese Biographie bietet die Publizistin Barbara Beuys mit ihrem neuen Buch „Paula Modersohn-Becker oder: Wenn die Kunst das Leben ist“. Am Freitagabend war sie zu Gast in der Buchhandlung Decius. Ein zahlreiches Publikum war gekommen, um mehr über das Leben dieser bedeutenden Künstlerin in Erfahrung zu bringen.
15 Sachbücher hat Beuys mittlerweile geschrieben, beispielsweise über Widerstandskämpfer während des NS-Regimes oder über jüdisches Leben in Europa. In den vergangenen Jahren waren es ausschließlich Biografien bedeutender Frauen. Annette von Droste-Hülshoff hat sie porträtiert, ebenso Hildegard von Bingen.
Beim Schreiben von Biografien ist es ihr wichtig, gesteht Barbara Beuys zu Beginn, „etwas Neues zu bringen“. Während man in Modersohn-Becker allgemein eine norddeutsche, depressive Frau sieht, ist sie für Beuys eigentlich eine Großstädterin und elegante Sächsin gewesen. Anhaltspunkt ist Modersohn-Beckers Kindheit in Dresden. „Zwölf Jahre eines Lebens sind eine lange Zeit. Zumal die ersten“ heißt es in dem Buch.
Dieser Ansatz ist nicht neu. Denn spätestens seit Sigmund Freuds „Eine Kindheitserinnerung des Leonardo da Vinci“ wird der Kindheit des Künstlers besondere Aufmerksamkeit geschenkt. So soll Modersohn-Becker einerseits eine „fröhliche, eine bunte Kindheit“ und andererseits eine „träumerisch-tränenreiche Kindheit“ gehabt haben. „Kinderjahre, die sie prägten und die sie mitnahm ins spätere Leben“, so die Schlussfolgerung.
Beuys ist in ihrem Buch und auch in ihrem Vortrag eine äußerst selbstbewusste Autorin, die gezielt an der Revision des gängigen Modersohn-Becker-Bildes arbeitet. Durch diese starke Fürsprache gelingt es ihr besonders gut, Modersohn-Becker in das geistig-kulturelle Klima der Jahrhundertwende einzuordnen und ihren Pioniercharakter in der Kunst herauszuarbeiten. Sie beschreibt nicht nur, dass Modersohn-Becker zur selben Zeit wie Picasso Kinder malt oder sich als erste Künstlerin im Akt porträtiert. Zuweilen fehlt ihr die kritische Distanz und sie tritt als bedingungslose Anwältin auf. Spekulativ sind beispielsweise die Versuche, das Privatleben der Künstlerin zu deuten. Und hier ist man froh, wenn die Künstlerin Modersohn-Becker sich möglichen Deutungen verschließt.
Warum sie nichts unternommen hat, um ihre Bilder zu verkaufen und an die Öffentlichkeit zu treten, kann Beuys nur vermuten. Auch ob Modersohn-Becker in Paris Kontakt zu anderen Künstlern hatte, ist nicht bekannt. Aber gerade diese weißen Flecke in der Biografie lassen Modersohn-Becker sehr lebendig erscheinen.
Dieser Text erschien am 07.05.2007 in der "Hildesheimer Allgemeine Zeitung"
tarkowskij - 7. Mai, 08:59