Zwischen Punk und Pop

Die Hildesheimer Band „BM Stereo“ zu Gast in der Kulturfabrik

Eine Sängerin und drei oder vier Jungs im Hintergrund. So die Verkaufsformel mit der „Mia“, „Wir sind Helden“ „Silbermond“ oder „Juli“ ihre Erfolge feiern. Bei der Hildesheimer Band „BM Stereo“ sind es Maik Bluemke (Gitarre), Karsten Teuber (Bass) und Sebastian Topp (Schlagzeug), die ihrer Sängerin Birte Wolter den großen Auftritt überlassen. Doch auf einer perfekten deutschen Verkaufswelle schwimmen „BM Stereo“ nicht. Gesungen wird auf Englisch und auch die Musik lässt sich von den Beschränkungen des hiesigen Musikmarktes nicht eingrenzen. Mit einer Mischung aus Punk, New Wave und Pop brachten die wirklich vielversprechenden „BM Stereo“ am Mittwochabend die Gäste zum tanzen.
Für das richtige Rhythmusgefühl sorgen zunächst „The Surfin` dudes“ mit ihrem 60er Jahre Surfrock. Eine Musikrichtung, die durch den „Pulp Fiction“-Soundtrack in den 90ern ihr Revival erlebte. Popkulturell gesehen ist die Musik der drei Hildesheimer somit der Inbegriff von Coolness.
Aber auch „BM Stereo“ sind ein Beispiel für Lässigkeit. Birte Wolter überzeugt gleich zu Beginn mit „Do anything“ von ihrer kräftigen, ausgebildeten Stimme. Mit ihrer Punkattitüde lässt sie den Gesang zuweilen brüchig werden, passt ihn der Musik an und wirkt so authentisch. Auch mit ihrem Outfit, einem schwarzweißen Secondhand-Blumenkleid und den geringelten Armstulpen, erinnert sie an die Riot Grrrl-Bewegung der 90er Jahre, in der eine Vielzahl von Sängerinnen ihr eigenes selbstbewusstes Verständnis von Rockmusik entwickelten. Fernab von männlichen Klischees. Ansonsten lässt Wolter die Musik für sich sprechen. Im Gegensatz zu den anderen Bandmitgliedern klammert sie sich an ihr Mikrophon und bewegt sich kaum von der Stelle. Ob man ihre Performance als schüchtern oder kokett auslegt, ist Ansichtssache. Als sie beim „Police“-Cover „Next to you“ Maik Bluemkes Instrument übernimmt, wird aus der introvertierten Sängerin jedenfalls eine rockende Gitarristin.
Nicht nur mit den gecoverten Stücken von „Police“, „Nirvana“ und PJ Harvey zeigen „BM Stereo“, dass sie sich in der Musikgeschichte gut auskennen. Auf ihrer Myspace-Seite verweisen sie musikalisch auf „alles was in den letzten vierzig Jahren gut und heilig war“.
Typisch für die gegenwärtige Rockmusik, die aus dem musikalischen Reichtum vergangener Jahrzehnte schöpft und dennoch einen eigenen Sound kreiert. Dabei gelingt es „BM Stereo“ mit ihrem Songwriting, die unterschiedlichsten Stile zu vereinen. Harte Grungeriffs und popige Melodien sind für diese Band kein Widerspruch. In den besten Momenten nimmt die Musik gefangen und berührt. „Colour TV“ ist so ein Beispiel. Die älteren „BM Stereo“- Stücke wurden von Wolter und Bluemke geschrieben, die neuen entstanden mit der gesamten Band im Proberaum. Als letzten Song an diesem Abend gibt es die Eigenkomposition „Sunday“. Der Song, der am ehesten an „The Strokes“ erinnert. Kein Wunder, dass „BM Stereo“ für zahlreiche Konzert gebucht sind. Vielleicht steht in diesem Jahr sogar noch eine kleine Frankreichtournee an. Dabei steht fest: Ein Land, dass den Sound von „Phoenix“ feiert, wird „BM Stereo“ sicherlich lieben.

Mein Text erschien am 06.07. in der "Hildesheimer Allgemeinen Zeitung"

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